Im Vergleich zu konventionellen Beschichtungen hat Lackfolie von Wörwag viele Vorteile: kein Overspray, Energieeinsparungen von bis zu 80 Prozent und weniger CO2-Emissionen..

Kein Overspray - Lackfolie punktet auf ganzer Linie

Am 11. Mai 2021 | Lackfolie

Plotten, kleben, waschen

Im Team Lackfolie ist vieles in Bewegung, sowohl bei den Produkten für die Autoindustrie wie in der Abteilung selbst. Frei nach dem Motto Neuigkeiten erfährt man beim Friseur haben wir Beate Beuttler und Holger Salzer im Dienstwagen in die Waschanlage gebeten.

Da haben wir es: Schwarz auf Weiß. Als der Mercedes vor dem Lager bei Wörwag in Korntal-Münchingen um die Ecke biegt, fallen gleich die Dachleisten ins Auge. Am Steuer sitzt Beate Beuttler. Die 54-jährige Chemieingenieurin leitet in der Business Unit Lackfolie den Vertrieb und den technischen Kundendienst. Seit 2012 gehört sie zum Team, bei Wörwag arbeitet sie seit dreißig Jahren. „Sieht gut aus, oder?“, fragt sie beim Aussteigen. Sie deutet auf die Wasserabweiser rechts und links der Windschutzscheibe. Der harte Kontrast des Hochglanzschwarzes zum Weiß der Karosserie ist gewollt. Kollege Holger Salzer gesellt sich dazu.

Die Leisten sind mit Transferlack beschichtet. Gerade bei Kunststoffanbauteilen erweist sich dieses Verfahren gegenüber dem klassischen Nasslackieren als vorteilhaft. In nur einem Arbeitsgang wird das Bauteil geformt und lackiert. Ein Extruder kaschiert, wie es in der Fachsprache heißt, den Transfer­lack auf die PVC-Schmelze des Werkstücks. Parallel dazu extrudiert er die zugehörigen Dichtungen. Danach erhält das Bauteil seine finale Form.

Kein Overspray

Das Auftragen flüssiger Basis- und Klarlacke entfällt, ebenso das Trocknen im Ofen. So lassen sich Zeit, jede Menge Energie und somit Geld sparen. Auch die Produktion der Folie selbst schont die Umwelt. Sie ist frei von Overspray – überschüssigem Lack, der in der Umluft statt auf dem Substrat landet. Die innovative Beschichtungstechnik hat Wörwag schon mehrere Umweltpreise beschert. Optisch ist ein Bauteil mit Transferlack von einem nasslackierten nicht zu unterscheiden. Träger- und Schutzfolie werden vor beziehungsweise nach der Applikation entfernt, nur der Lack bleibt auf dem Werkstück.

Den Transferlack für die Automobilindustrie und eine Dekorvariante für Fensterhersteller produziert Wörwag seit 2012 in Serie. Seine Anfänge reichen bis 2007 zurück. Das Lager im Industriegebiet in Korntal-Münchingen liegt knapp zehn Autominuten vom Stammwerk in Zuffenhausen entfernt gegenüber dem Neubau, in den das Team nächstes Jahr umziehen wird. Hier stehen auch die Maschine zum Schneiden der Lackfilmrollen sowie seit Neuestem ein Schneidplotter, Salzers ganzer Stolz. Das Hightech-Gerät läutet eine neue Filmära ein. Helge Warta, unlängst vom Abteilungs- zum Business-Unit-Leiter aufgestiegen, und sein Team haben viel vor. Sichtbarstes Zeichen: zwei neue Produkte für die Autoindustrie – ein Transferbasislack sowie eine selbstklebende Lackfolie. Beide wird die Industrie zur individuellen Gestaltung etwa von Kühlergrills oder Dächern einsetzen.

Transferlack von der Rolle

In Form eines Finish-Schriftzugs absolviert die klebende Variante heute einen kleinen Härtetest. Und zwar in der Waschanlage, dem „Autofriseur“. Statt Waschen, schneiden, legen heißt es hier allerdings Plotten, kleben, waschen. Auf dem Weg dorthin wollen wir mehr wissen. „Bei den neuen Produkten unterscheiden sich die Lieferformen noch stärker von denen der konventionellen Lacke“, bemerkt Beuttler, den Blick auf den schwarz glänzenden Schriftzug auf der Motorhaube gerichtet.

Die Inspiration zum Klebefilm für Karosserien stammt von der Reparaturfolie für Fenster. Wie diese hat jener einen Kleberücken. Beste Voraussetzungen zum Individualisieren von Fahrzeugen. Gemeinsam mit einem Autohersteller hat Wörwag mehrere Metallictöne entwickelt. Anders als der Transferlack wird der Klebefilm nicht nur als Rollenware geliefert. „Wir können daraus beliebige Formen schneiden, um visuelle Effekte zu erzeugen“, ergänzt Salzer. Der gelernte Maler und Lackierer arbeitet seit 1992 bei Wörwag, seit 2011 im Folienteam. Neben den Kunden betreut der 47-Jährige heute in erster Linie die Prozesstechnik.

Wörwag-Klebefolie schneidet am besten ab

Der Dienstwagen fährt in die Waschanlage. „Apropos Prozesstechnik“, greift Beuttler den Faden auf. „Die größte Neuerung besteht darin, dass wir zu den Produkten auch die Applikationsgeräte liefern.“ Hierfür kooperiert die Lackfabrik mit einem Maschinenbauer. Vorteil für den Kunden: Er erhält eine Maschine, die auf die Maße seiner Werkstücke ausgelegt ist. Damit lassen sich zu jedem Bauteil beliebige Motive plotten. Zur Beschichtung eines anderen Werkstücks muss an der Maschine lediglich die Aufnahme angepasst werden.

Um die Anwender der Lackfolie mit Produkt- und Prozesswissen optimal zu unterstützen, hat Wörwag die Abteilung zur strategischen Geschäftseinheit erhoben. Damit gewinnt sie an Autonomie, Flexibilität und Schlagkraft, kann Produkte schneller zur Marktreife entwickeln. Dies ist angesichts des rasanten Wandels des technischen und ökonomischen Umfelds der Schlüssel zum Erfolg. Da insbesondere E-Autos leicht sein sollen, wird Kunststoff im Automobilbau immer wichtiger. Damit steigt die Nachfrage nach anwendungs- und umweltschonender Beschichtungstechnik.

In der Waschstraße rattern derweil die Moosgummiwalzen über die Karosserie. Dem Finish-Schriftzug können sie nichts anhaben. Wie auch? Wie bei den klassischen Lacken prüft Wörwag bei den Folien die Resistenz gegen Feuchte und Trockenheit, Hitze und Kälte sowie gegen aggressive Chemikalien. Der Riesenfön röhrt los. Der Schriftzug hält. „Ein asiatischer Automobilkonzern hat Klebefolien mehrerer Hersteller getestet. Unsere hat am besten abgeschnitten, speziell bezüglich Beständigkeit und Haftung“, freut sich Beuttler. Und streicht mit der Hand über die Motorhaube, die ebenso strahlt wie sie.

Maßgeschneidert

Welche Geometrie darf es sein? Den neu entwickelten, selbstklebenden Lackfilm liefert Wörwag in vielen Farben und Formen. Der Schneidplotter macht es möglich: Er schneidet Konturen auf einer Fläche von bis zu 1,2 auf 1,6 Metern. Den finish-Schriftzug für diese Geschichte etwa hat Holger Salzer als Vektordatei erhalten.

Nach einem kurzen Check am Rechner schickt er die Grafik an den Plotter. Auch dort könnte er sie noch bearbeiten. Die zu schneidende Folie wird zwecks exakter Positionierung angesaugt. Dann legt der Plotter los. Keine 30 Sekunden später liegt der Schriftzug frei. Geschnitten wird mit einem Messer. „Das arbeitet genauer als ein Laser“, sagt Salzer. Bei Lackschichten von 10 bis 500 Mikrometern kommt es sehr auf Präzision an. Die Qualität kontrolliert Salzer am Vakuumtisch, während er händisch die Buchstaben entgittert, das heißt, vom Schnittabfall befreit. Jetzt kann er die Motorhaube bekleben.

Übrigens: So gut der Klebefilm haftet, so rückstandsfrei lässt er sich bei Bedarf entfernen. Auch das haben Beuttler und Salzer für uns getestet.

 

Der Artikel erschien erstmalig im Wörwag-Kundenmagazin „finish“ im Jahr 2019.